Lebensgemeinschaft Nordland – Wir über uns

Im Vertrauen auf die Fähigkeit der Veränderung fördern wir das Potential zum Freisetzen der Ressourcen.

„(…) sich über Wasser halten, bedeutet schwimmen zu lernen, (…) eigene Ressourcen entwickeln. Es ist letztendlich einfacher, Fähigkeiten zu erweitern als negatives Verhalten zu stoppen.“

(Marie-Louise Conen 2002)

Herzlich Willkommen bei der LG Nordland

Mitten in Schleswig-Holstein, nahe Rendsburg, befindet sich seit 1976 die Lebensgemeinschaft Nordland, eine gemeinnützige und heilpädagogische Kinder-, Jugend- und Erwachseneneinrichtung. Die unterschiedlichen Häuser und Bereiche werden von 40 Kindern und Jugendlichen (SGB VIII) sowie 15 jungen Heranwachsenden und Erwachsenen bewohnt und von 75 Mitarbeitenden betreut.

Die pädagogische Ausrichtung unserer Einrichtung besteht in der Förderung ungenutzter Entwicklungs-Ressourcen. In dem Bemühen um einen ganzheitlichen Ansatz legen wir sowohl Wert auf fachliche Kompetenz im Sinne der humanistischen Psychologie (u. a. systemisches Arbeiten) als auch auf die altersgerechte Einbeziehung der anvertrauten Personen und des Umfeldes (sozialräumliches Arbeiten).

Außenansicht des Haupthauses der LG Nordland Zwei Jungs spielen Tischkicker im Haupthaus der LG Nordland Blick von oben auf das Haupthaus der LG Nordland Gemeinsames Blätter haken im Garten vom Haupthaus der LG Nordland

Ziel ist das Erlernen selbständigen und verantwortungsbewussten Handelns innerhalb der Gemeinschaft. Aufgrund ihrer individuellen Vorerfahrungen haben unsere Kinder und Jugendlichen einen Mangel an lösungsorientierten Verhaltensalternativen.

Indem wir gemeinsam die Blickrichtung wechseln und mit den Stärken der anvertrauten Personen arbeiten, verlieren Störungen an Bedeutung.

Wir schaffen eine Atmosphäre, in der Kinder und Jugendliche sich (wohl) fühlen und Halt finden. Mit unserer pädagogischen Beziehungsarbeit fördern wir durch zielorientierte Absprachen mit den Kindern und Jugendlichen schulische, soziale und lebenspraktische Fertigkeiten.

Bei uns lernen Kinder und Jugendliche ihre Ressourcen zu nutzen: u. a. für ihre Ziele Entscheidungen zu treffen, Konsequenzen zu tragen und Grenzen zu akzeptieren.

Unsere Elternarbeit ist eine der Säulen der Arbeitsweise der Lebensgemeinschaft Nordland: „Mit den Eltern für das Kind.“ Wir arbeiten daran, dass uns anvertraute Personen sobald wie möglich in ihre Herkunftsfamilien zurückkehren oder in der Außenwohngruppe das Rüstzeug für ein selbstständiges Leben erhalten.

Wir betrachten uns als Dienstleistende unserer Kinder, Jugendlichen, Eltern und Jugendämter. Entwicklungsziele und Lösungen werden in gemeinsamen Hilfeplangesprächen erarbeitet.

Unsere Philosophie: Systemische - und Sozialraum­orientierung

An der Architektur und der Gestaltung der Räumlichkeiten ist erkennbar, dass unsere Wurzeln aus der Anthroposophie stammen.

Heute arbeiten wir nach systemischen und sozialräumlichen Grundsätzen und berücksichtigen in der Betreuung und Erziehung der anvertrauten Personen den ganzen Menschen mit Körper, Geist und Seele.

Bild mit bunten Handabdrücken bei der LG Nordland Junge hakt Laub bei der LG Nordland Holzschild mit dem Schriftzug Haupthaus

Wir gehen davon aus, dass innerhalb jedes Systems, hier die Familie, ein Gleichgewicht existiert. Wird dieses Gleichgewicht bedroht (z. B. durch starre oder unklare Regeln oder einen nicht ausgetragenen Konflikt etc.), übernimmt i. d. R. das Kind oder der Jugendliche eine Stabilisierungsfunktion für die Familie und entwickelt Auffälligkeiten (oppositionelles Verhalten, Schulverweigerung, Erkrankung). Durch unsere systemische Beobachtung klären wir Auffälligkeiten in den familiären Beziehungen untereinander und zur Umwelt. Wir bieten neue Blickrichtungen und Erklärungen an, die die Selbst- und Fremdwahrnehmungen aller Beteiligten und damit die bisherigen Regeln und Kommunikationen verändern. Dadurch eröffnen sich Alternativen in den Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten für die anvertraute Person und die Familie. Wir beziehen nach Möglichkeit alle Beteiligten in den Prozess ein.

Der sozialräumliche Ansatz erweitert unsere systemische Sichtweise: Handlungskompetenzen werden in den jeweiligen Lebens(um)welten und durch die Fähigkeit der Kinder und Jugendlichen, sich diese Lebenswelt anzueignen, erworben.

Es stellt sich die Frage: „Warum machen nicht alle Kinder und Jugendliche Probleme, die welche haben?“ Der Großteil findet und nutzt individuelle Lösungswege. Deswegen ist unser Prinzip nicht „ich weiß, was für dich gut ist“, sondern „dein Wille wird ernst genommen und ich unterstütze dich mit meinen Möglichkeiten.“

Dabei akzeptieren wir auch verhaltensoriginelle Willensäußerungen. Sie sind ein Ausdruck von Individualität und führen zu den persönlichen Resilienzen, die Veränderungen erst ermöglichen (Empowerment). Wir betrachten die anvertrauten Personen als aktive Individuen. Sie nutzen eigene Fähigkeiten, andere Personen und externe Ressourcen, um ihre persönliche Lebensführung zufriedenstellend zu gestalten. Wir arbeiten somit vorrangig aktivierend.

Wir bieten anvertrauten Personen einerseits Halt, Unterstützung und Freiraum für die persönliche Entwicklung und schützen andererseits vor Überforderung und setzen klare Grenzen, die Orientierung und Sicherheit geben. Die Entwicklung einer tragfähigen und beständigen eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit ist über die intensive, alltägliche und altersgerechte Beteiligung der anvertrauten Personen und deren Bezugspersonen möglich.

Uns geht es darum, gemeinsam Lebenswelten zu gestalten. Diese tragen dazu bei, dass uns anvertraute Personen möglichst selbständig lösungsorientierte Handlungsmuster entwickeln, deren Folgen sie einschätzen können.

Unsere Angebote

Wir gehen davon aus, dass bisher viel Kraft sowohl von (Pflege-) Eltern als auch Kindern und Jugendlichen aufgeboten wurde, um ihre Familie zusammenzuhalten oder mit Besonderheiten umzugehen. Aktuelle, belastende Lebensumstände brauchen vorhandene Kraftreserven auf. Das unerwünschte Verhalten entwickelt sich und das Setzen von Grenzen fällt zunehmend schwer. Verantwortungsbewusst suchen (Pflege-) Eltern nach Lösungen. Bei ausbleibenden Erfolgen macht sich Enttäuschung und Hilflosigkeit breit und führt zu Belastungen, bis hin zur Überforderung und Resignation.

Ein Aufenthalt in der Lebensgemeinschaft Nordland bietet zunächst Entlastung für Eltern, Kinder und Jugendliche. Durch unsere systemische Herangehensweise können wir gemeinsam Veränderungen vornehmen.

Junge beim Therapeutischen und Heilpädagogischen Reiten

Mögliche Gründe für einen Aufenthalt in der Lebensgemeinschaft Nordland liegen u. a.

  • innerhalb der (Pflege-)Familie und dem Lebensumfeld (z. B. Überforderung einzelner Familienmitglieder, sich verändernde Familienstrukturen, Gefährdung des jungen Menschen durch Gewalt, Vernachlässigung oder sexuellen Missbrauch, drohende Obdachlosigkeit, Kontaktabbruch)
  • in der Persönlichkeitsentwicklung (Traumatisierung, Störung des Sozialverhaltens, Verhaltensauffälligkeiten, Persönlichkeitsstörungen, ADS und ADHS, Entwicklungsstörungen/Entwicklungsdefizite, akute Krisen, Autismus, FASD etc.)
  • in Schule, Ausbildung und Beruf (z. B. Lernbeeinträchtigung, ADHS, Lernbehinderung, fehlgesteuerte Anpassung an Strukturen und Regeln, mangelnde Impulskontrolle, Schulverweigerung, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder bei der Berufsausbildung)

Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Alter von zurzeit 4 bis ca. 27 Jahren, die kurz- mittel- oder langfristig aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in ihrem bisherigen Lebensfeld verbleiben können, finden bei uns ihren Platz. In altersdifferenzierten gemischten Gruppen werden uns anvertraute Personen begleitet und individuell gefördert. So lange bis sie in die Familie zurückkehren, ein selbständiges Leben führen oder eine auf sie abgestimmte Lebensführung mit entsprechender Betreuung in Anspruch nehmen können.

Leben in der Lebensgemeinschaft Nordland

Uns anvertraute Personen wohnen und leben in Breiholz im Haupthaus, im Pony-Hof, A PlusHaus, in der 5 PlusGruppe, im Dithmarscher Haus bei Heide oder über das Therapeutische-Intensiv-Programm (T.I.P. Out) auch in Brandenburg, Schweden und Portugal.

Das Leben in unseren Gruppen bietet Voraussetzungen zur Selbstentwicklung und Möglichkeiten, Ziele zu erarbeiten und umzusetzen. Dies beginnt für die anvertraute Person schon vor der eigentlichen Aufnahme in den Erstgesprächen. Hier werden die familiären Ausgangssymptomatiken besprochen und individuelle Ziele erarbeitet.

Zwei Jungs spielen Fußball auf einer Wiese der LG Nordland

Durch einen klar strukturierten Lebensalltag entstehen Voraussetzungen, welche die Bewältigung der Aufgaben unterstützen. Über die persönlichen Bindungen wird Respekt vor Mit-Menschen und sich selbst erlernt.

Teilhabe und Mitbestimmung (Partizipation) am Gruppenleben erfahren die anvertrauten Personen durch die Möglichkeit, Beschwerden und/oder Anregungen über unseren Beschwerderat oder gewählte Gruppensprecher:innen mitzuteilen.

Die gewählten Gruppensprecher:innen treffen sich monatlich zum Austausch, an dem die Einrichtungsleitung teilnimmt, um anstehende oder gewünschte Veränderungen zu besprechen und Mitbestimmung der anvertrauten Personen zu gewährleisten.

Über die regelmäßig stattfindenden Gruppenabende, den „Kinder-, Jugendlichen-, Erwachsenen- Konferenzen“, trainieren anvertraute Personen konstruktives Gesprächsverhalten, erarbeiten gemeinsam verbindliche Regeln für den Umgang innerhalb der jeweiligen Gruppe, erlernen demokratische Spielregeln und geben sich auf Anfrage gegenseitig Rückmeldung zu individuellen Entwicklungen. Bei Konflikten zwischen Gruppenmitgliedern werden im Alltag die Gruppensprecher:innen für die Moderation individuell angefragt.

Die pädagogischen Zielsetzungen der Hilfeplanung setzen wir im Alltag um: Vormittags findet anderweitiger Unterricht in der internen Beschulung der Nordlandschule oder regulärer Schulbesuch (ggf. mit Schulbegleitung) statt. Alternativ bieten wir das Arbeitskompetenz-Training (AKoT) an. Nachmittags stehen begleitete Hausaufgaben, therapeutische Einheiten (Trauma, heilpädagogisches- und therapeutisches Reiten, Erlebnispädagogik, Kunsttherapie, systemische Beratung- und Therapie durch Psycholog:innen), angeleitete gruppenspezifische Aktivitäten (z. B. Schwimmen) sowie die möglichst eigenständige Gestaltung von Freizeit unter Einbeziehung ortsansässiger Vereine wie Feuerwehr, Sportverein, Reiten etc. an. Um die Mobilität zwischen den Häusern, zu Schulen und anderen Terminen zu gewährleisten, stehen ausreichend Fahrzeuge in den Gruppen zur Verfügung.

Anvertraute Personen binden wir ressourcenorientiert in unseren lebenspraktischen Alltag ein und leiten sie an, denn: Lernen erfolgt in Aktivitäten des Alltags und am Modell. Z. B. wird beim gemeinsamen Anlegen eines Bauerngartens oder einer Feuerstelle Planung und Koordination geübt und gelernt, praktische Fertigkeiten werden erworben, soziales Verhalten wird erübt und persönliche Erfolge werden erlebt. Hier entdecken Kinder und Jugendliche neue Seiten an sich: So wird aus einem sonst ungestümen Kind ein verantwortungsbewusster „Lagerfeuermeister“.

Jede Person wird zu spezifischen Tätigkeiten für die eigene alltägliche Lebensbewältigung hingeführt, bei deren Suche wir unterstützend tätig sind. Dazu gehören auch PC-Kenntnisse, wozu in allen Gruppen entsprechende Technik vorhanden ist.

Im Alltag bewährt sich das von uns pädagogisch eingesetzte Deeskalationsmodell: „Verschiebe einen Konflikt in eine konfliktfreie Zeit“. D. h. aus der Geschichte und der Erfahrung mit einzelnen anvertrauten Personen sind bestimmte Konflikte für das pädagogische Personal vorhersehbar und werden schon im Vorfeld mit den anvertrauten Personen besprochen. Bei z. B. regelmäßiger Unpünktlichkeit werden vorher Lösungsstrategien für Pünktlichkeit erarbeitet und selbst gewählte Konsequenzen für unpünktliches Erscheinen verhandelt. Diese pädagogische Strategie versetzt alle Beteiligten in die Lage, positiv mit Konflikten umzugehen.

Das jährliche Sommercamp der gesamten Einrichtung in Schweden ist ein Höhepunkt im Jahr: In die Vorbereitung und Planung werden alle Personen einbezogen und die jeweiligen Häuser sind belebt von einer erwartungsvollen Atmosphäre.

Wochenendausflüge und Familienbesuche in der Herkunftsfamilie bzw. Besuche der Eltern in der Einrichtung sind für uns Teil der Konzeption und werden nach Absprache organisiert. In unseren Gruppen besteht Flexibilität, individuelle Betreuungsmodelle zu vereinbaren. Neben der heilpädagogischen Grundbetreuung können spezifische intensivpädagogische und/ oder therapeutische Leistungen vereinbart werden.